Eine ungewöhnliche Geschichte

Larry und Jo Ann waren ein ganz gewöhnliches Paar. Sie lebten in einem ganz gewöhnlichen Haus, an einer ganz gewöhnlichen Straße. Wie alle anderen „ganz gewöhnlichen “ Leute kämpften sie mit den Rechnungen, die zu bezahlen waren und bemühten sich, ihre Kinder gut zu erziehen.

Nach etwas hatten sie mit anderen, ganz gewöhnlichen Leuten gemeinsam – sie zankten sich.

Vieles in ihren Gesprächen drehte sich um das Thema, was wohl falsch in ihrer Ehe lief und wer daran schuld war. Bis eines Tages ein außergewöhnliches Ereignis stattfand.

„Weißt du, Jo Ann, unser Kleiderschrank hat eine magnetische Schublade. Jedes Mal wenn ich sie öffne, ist sie voll mit frischgewaschenen Socken und Unterhosen“, sagte Larry. „Ich möchte Dir dafür danken, dass Du sie all diese Jahre gefüllt hast.“

Jo Ann starrte ihren Gatten über den Brillenrand an. „Was willst du, Larry?“ „Nichts. Ich möchte dir bloß sagen, dass ich diese magnetische Schublade sehr schätze.“ Da es nicht das erste Mal war, dass Larry etwas Verrücktes tat oder sagte, vergaß Jo Ann den Zwischenfall bald, bis Larry einige Tage später sagte:

„Jo Ann, danke, dass Du Dich so bemühst, die Erlagscheine und Rechnungen übersichtlich geordnet zu halten. Du ordnest alles so gut und übersichtlich.“ Jo Ann konnte einfach nicht glauben, was sie da zu hören bekam. Sie sah von ihrer Handarbeit auf und konterte etwas brüsk: „Larry, Du beschwerst Dich doch sonst immer, wenn etwas nicht auf dem Platz ist – was willst du?“ „Ach, ich wollte nur, dass Du weißt, dass ich dein Bemühen wirklich schätze.“ Jo Ann schüttelte ihren Kopf und nahm ihre Handarbeit wieder auf. Was ist bloß in ihn gefahren? Murmelte sie in sich hinein.

Doch als sie am nächsten Tag einkaufen ging, entdeckte sie, dass sie genau darauf achtete, die Rechnungen in Ordnung zu halten. Was berührt mich auf einmal diese blöde Ordnung der Rechnungen, fragte sie sich selbst. Sie versuchte Larry’s komisches Benehmen zu ignorieren, doch es wurde immer ärger.

„Jo Ann, das war ein großartiges Abendessen. Du hast Dir viel Mühe damit gegeben. Wenn ich mir überlege, dass Du für mich und die Kinder in den vergangenen 15 Jahren über 14.000 Mahlzeiten zubereitet hast…“ Und dann. „Toll! Jo Ann, Du hast alles super zusammen geräumt, alles sieht sehr nett aus. Ich freue mich immer, heimzukommen.“ Und schließlich sagte er eines Tages: „Danke, Jo Ann, dass Du so bist, wie du bist. Ich bin gerne mit dir zusammen.“

Jo Ann war zutiefst beunruhigt. Wo bleibt sein Sarkasmus und seine Kritik? Sie wurde unruhig. Ihre Angst, dass mit ihrem Mann etwas eigenartiges geschehen war, wurde von ihrer 16-jährigen Tochter geteilt: „Vati benimmt sich in letzter Zeit recht ulkig. Gerade hat er mir gesagt, dass ich nett aussehe. Dabei habe ich jede Menge make up und trage diese zerrissene Hose. Und er sagt, ich sehe nett aus. DAs ist nicht Vati. Was ist bloß in ihn gefahren?“ Was immer in ihr gefahren war, Larry wurde es nicht los. Tagein, tagaus blieb er bei seinen positiven Bemerkungen. Einige Wochen waren vergangen. Jo Ann gewöhnte sich langsam an das sonderbare Benehmen von Larry. Und nicht nur das! Kürzlich bedankte sie sich sogar für etwas, was er für sie getan hatte.

Aber dann schlug es doch dem Fass den Boden aus und brachte sie völlig aus der Fassung. „Ich möchte gerne, dass Du Dir etwas Ruhe und Entspannung gönnst – ich werde das Geschirr abwaschen. So, bitte trenne Dich von der Bratpfanne und setz dich ins Wohnzimmer.“

(jetzt folgte eine lange Pause)

„Danke, Larry, danke vielmals.“ Jo Ann’s Schritt wurde mit der Zeit immer leichter, ihr Selbstvertrauen nahm zu und manchmal summte sie vor sich hin. Die depressive Stimmung verschwand mehr und mehr. „Wenn ich es mir recht überlege, mag ich das neue Benehmen von Larry“, dachte sie.

Das hätte das Ende der Geschichte sein können, wen nicht eines Tages ein außerordentliches Ereignis stattgefunden hätte. Und diesmal war es Jo Ann, die sagte: „Larry, ich möchte Dir dafür danken, dass Du arbeiten gehst, und dass Du uns all diese Jahre immer gut versorgt hast. Ich möchte, dass du weißt, dass ich mich bei Dir sicher fühle.“

Larry hat niemals darüber gesprochen, was die Ursache für seine Denkwandlung gewesen sein mag, so sehr Jo Ann auch in ihn drang. „Es wird wohl eines der Lebensgeheimnisse sein. Aber es ist eines, mit dem gerne lebe, denn weißt du, ich bin Jo Ann.“

Geschrieben von Jo Ann Larsen in Desert News